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Flügel II

Flügel II der Wachsenden Skulptur Heiligengeistschule Lüneburg ist die Werkstatt Wärmeplastik Heiligengeistschule.

Hier entwickeln Lehrende und Eltern gemeinsam Praktiken, die das Potenzial und die Stärken der Menschen in der Schule - Kinder wie Erwachsener - ins Bewusstsein heben. Mit der Werkstatt Wärmeplastik tritt George Steinmanns Konzept "wachsende Skulptur" in Beziehung zur Idee der Sozialen Plastik.

Federführend für Flügel II ist Hildegard Kurt.


Die Werkstatt Wärmeplastik
Das Werkbuch

Ein plastischer Prozess?
Eine „Wärmeplastik“?

 

Die Werkstatt Wärmeplastik
Damit unsere globalisierte Welt zukunftsfähig werden kann, braucht es dieselben Ressourcen und Fähigkeiten wie für ein gelingendes Miteinander in der Schule: geistige Offenheit, Kreativität, Selbstvertrauen, Respekt und Mitgefühl.

In unserer Gesellschaft aber wird man auf den Wert solcher Fähigkeiten allzu oft erst dann aufmerksam, wenn sie nicht (mehr) da sind.

Selbst die Schule lässt kaum Raum, diese kostbaren Ressourcen angemessen zu pflegen und zu nähren. Doch sind das vielleicht die erneuerbaren Energien schlechthin?

Die beiden Flügel der Wachsenden Skulptur Heiligengeistschule Lüneburg arbeiten mit den Wechselwirkungen von äußerem Raum und innerem Raum. Von sichtbarem Ort und unsichtbarem Ort. 

Der unsichtbare Ort ist unser inneres Terrain, der Quellort unserer Aufmerksamkeit und unseres Handelns in der Welt: ein Ort der Bilder, der Fragen, der Erinnerungen, der Ängste und Zweifel, der Träume, des Sehnens und des Ahnens, aus dem unsere Ideen, Werte und Ziele hervorgehen.

Von da aus wollen wir in der Werkstatt Wärmeplastik Heiligengeistschule gemeinsam neue „Kulturtechniken“ entwickeln: Praktiken, Rituale und Strukturen, die helfen, jene elementaren, Zukunft schaffenden Energien in den Kindern, der Schule, in Lüneburg und in uns selbst zu mehren. Daraus werden, so hoffen wir, auch neuartige, tragfähige Lösungsansätze für Konflikte und Probleme entstehen.

Zu den zentralen Fragen in der Werkstatt Wärmeplastik zählen: Was sind - in mir, in den Kindern, in der Schule - Keime für ein Zukunft schaffendes Wachsen? Inwiefern sind wir als Erziehende und Lehrende bildende Künstler? Und: Könnte es sein, dass das, was als Chaos bevorzustehen droht, Anfänge in sich birgt?

Wir arbeiten ganz von den spezifischen Bedürfnissen der Heiligengeistschule aus und für sie. Doch könnten die Ergebnisse dann idealerweise für andere Schulen modellhaft werden.

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Das Werkbuch
Zu Beginn der Werkstatt erhielten alle Mitwirkenden ein Werkbuch. Es ist eine Art Leitfaden, der uns während des gesamten Prozesses miteinander verbindet.

Auf seinen ersten Seiten erläutert das Werkbuch die Kernideen des Kunstprojekts. Dann folgen viele leere Seiten für eigene Aufzeichnungen. Hier und da sind wegweisende Zitate von Künstlern und Denkern eingestreut. Und jedes dieser kleinen Bücher enthält ein Pflanzensaft-Aquarell von George Steinmann, gefertigt aus dem Saft der wilden Heidelbeere. Das führt vor Augen: Der Werkstattprozess ist ein künstlerischer Prozess und ein integraler Teil der Wachsenden Skulptur Heiligengeistschule Lüneburg.

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Ein plastischer Prozess?
Plastisch ist der Werkstattprozess insofern, als dabei nicht der intellektuelle Diskurs oder das Debattieren, also der Austausch von Meinungen im Vordergrund stehen. Vielmehr erkunden wir hier Methoden und Strategien, die helfen können, Zugang zur eigenen Kreativität zu finden und aus tieferen Ebenen unserer selbst heraus gestalterisch tätig zu werden.

Die primären Werkstoffe dieses plastischen Arbeitens sind unser Denken und miteinander Sprechen, das Hören, das Zuhören. Und nicht zuletzt ist es die Stille.

Um mit Paul Klee zu sprechen: Wir wollen möglichst nicht an den „Form-Enden“ ansetzen, dort, wo die Dinge als fertig, fest und getrennt voneinander erscheinen.

Kann es gelingen, sich stattdessen den „formenden Kräfte“ zu nähern? Mithin Formen des Wahrnehmens, des Denkens und des Austauschs zu erschließen, die es ermöglichen, uns selbst, die Kinder und die Schule neu zu verstehen? Scheint es doch, als rufe gegenwärtig unsere ganze Lebenswelt danach, sie neu zu sehen. Sie neu zu denken. Fühlend zu denken. Und so, fühlend, den Wandel in ihr mit zu gestalten.

Die Werkstatt Wärmeplastik Heiligengeistschule arbeitet auf der Grundlage eines radikal erweiterten Verständnisses von Kunst, wie es bereits Friedrich Schiller oder auch Wilhelm von Humboldt erkundeten: Kunst ausüben heißt, frei und schöpferisch unsere Humanität voll zu entfalten. Als Individuum und als Gesellschaft. Joseph Beuys sollte später dafür die Formel prägen: Jeder Mensch ist ein Künstler.

Unsere Zukunftsfähigkeit dürfte wachsen, je mehr wir lernen, sämtliche Tätigkeiten in diesem Sinne künstlerisch anzugehen.

Den heutigen Kindern wird die sich wandelnde Welt das in noch weitaus stärkerem Maße abverlangen.

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Eine „Wärmeplastik“?
In der Natur bevorzugt optimales Wachstum ein Klima zwischen zu heiß und zu kalt. Mit dem gedeihlichen Aufwachsen von Kindern, mit unserer inneren Entfaltung als Mensch, aber auch dem gesunden Wachstum eines sozialen Organismus verhält es sich kaum anders.

Doch sind die Kinder – wie wir selbst – in der Gesellschaft viel zu häufig mit Kälte konfrontiert: mit mangelnder Empathie und dem Vorherrschen einer alles zerlegenden und zertrennenden Denkweise. Die Welt der Kinder, aber auch die Welt im Ganzen erleidet ein Übermaß an Zweckdenken, an Versachlichung und Verdinglichung.

Ist aber jede Art der Wärme für ein gesundes Gedeihen förderlich? Gibt es nicht auch einengende, nach rückwärts gewandte, regressive Wärme?

Die Wärme, nach der wir in der Werkstatt Wärmeplastik Heiligengeistschule suchen, entspringt aus lebendigem, verlebendigten Denken. Sie ist „heilender Geist“ (Heiligengeistschule!), von Empathie genährte Kreativität.

Solche Wärme ist nicht regressiv, sondern evolutiv. Sie bringt in Bewegung. Sie öffnet, bewegt und transformiert. Die zunehmende Not der Kinder fordert dringend dazu auf, diese Qualität von Wärme herauszubilden. Aber wartet nicht die ganze Welt darauf? 

Das globalisierte kalte Denken in evolutive Wärmeenergie zu verwandeln ist gewiss nicht nur oder speziell eine Sache von und für Schulen. Es steht für alle Arbeitsfelder an: für die Wissenschaft, die Wirtschaft, den gesamten Bereich des Sozialen, die Politik … Der Klimawandel ist ein gutes Klima für einen solchen Wandel.

Der Begriff „Wärmeplastik“ wurde erstmals von Joseph Beuys verwendet. Als Synonym für die Soziale Plastik.

Rosette im Dachgeschoss

Flügel I und Flügel II arbeiten mit der Wechselwirkung von äußerem Raum und innerem Raum. Von sichtbarem Ort und unsichtbarem Ort.

Foto: Jenny Janßen

 

 

 

 

 

Salzbrocken

Lüneburg ist als Salzlieferant der Hanse zu Wohlstand und Einfluss gelangt. Auch in der Werkstatt Wärmeplastik spielt das Salz eine zentrale Rolle. Mit Salz arbeiten (PDF)

Foto: George Steinmann

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Mindmap Heidelbeere

Zur charakteristischen Vegetation in der Lüneburger Heide zählt die wilde Heidelbeere. Inwiefern spielt sie in diesem Kunstprojekt eine Rolle? Die wilde Heidelbeere (PDF)

George Steinmann, Mindmap, 2009.

 

Kunst des Gestaltens

Die Werkstatt Wärmeplastik basiert auf einem Verständnis von Gestaltung, das bis zum griechischen plastike techne in der Antike zurück reicht. Bei Joseph Beuys wurde daraus die "Plastische Theorie". Auf ihr beruht das erweiterte Verständnis von Kunst: Jeder Mensch ist ein Künstler.
Ein plastischer Prozess. Mehr
(PDF)

Foto: Jenny Janßen

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Honigwabe

Honigwabe: Das Schicksal der Biene zeigt exemplarisch, wohin das falsche, pathologische Verständnis von Wachstum - das Dogma des Wirtschaftswachstums - führt. Durch Agrarindustrie und Gentechnik ist sie derzeit akut bedroht. Die Biene ist ein Wärmewesen. Im Bienenstock herrscht dieselbe Temperatur wie im menschlichen Organismus: +/- 36 Grad Celsius.  
Eine "Wärmeplastik". Mehr (PDF)

Foto: Jenny Janßen