George Steinmann:
Zu Beginn des neuen Milleniums sind wir konfrontiert mit elementaren Herausforderungen in der Kultur, der Wissenschaft und Gesellschaft. Wenn aber tiefgreifende strukturelle Veränderungen notwendig sind, bedeutet das, die Verantwortung dafür zu erkennen, dass sich Maßnahmen jedweder Art auch auf künftige Generationen auswirken. Vom systemischen Standpunkt betrachtet sind die einzig brauchbaren „Lösungen“ diejenigen, die nachhaltig oder, synonym, zukunftsfähig sind. Das ist, auf den Punkt gebracht, die große Herausforderung unserer Zeit: Nachhaltig wirtschaftende Gesellschaften zu schaffen, soziale, ökologische und kulturelle Milieus, in denen wir unsere Bedürfnisse befriedigen und unsere Ziele erreichen können, ohne die Chancen künftiger Generationen zu schmälern.
Das Wissen und die Kompetenz der Kunst sind für diesen Prozess unverzichtbar.
Hildegard Kurt:
Wachsen ist ein Schlüsselbegriff dieses Kunstprojekts und ebenso unserer Gesellschaft. Allerdings hat die Industriemoderne das Prinzip Wachstum auf Wirtschaftswachstum verengt. Wachsen wird gemeinhin als unendliches, lineares, quantitatives Anhäufen verstanden.
Dieses „Schneller, Höher, Weiter, Mehr“ (Hans Glauber) hat nun den gesamten Globus erfasst. Obwohl wir bereits seit dem legendären Bericht „Die Grenzen des Wachstums“ von Anfang der 70er Jahre (!) wissen: Solches Wachsen verträgt sich nicht mit der biophysischen Begrenztheit unseres Planeten. Es ist ein letztendlich pathologisches Wuchern, das in den Kollaps führt – ökologisch, ökonomisch, psychologisch und sozial.
In der Natur verläuft Wachstum nie linear. Sonst wären wir Menschen am Ende unseres Lebens vielleicht sieben Meter groß. Wachsen im Bereich des Lebendigen ist ein Reifen und Sichwandeln.
Daher erkundet die Wachsende Skulptur Heiligengeistschule Lüneburg: Welches Wachstum brauchen wir? Lässt sich das Prinzip Wachstum neu für den Menschen und für die Natur erschließen? Wie wird Schule mehr als bisher zu einem Ort nachhaltigen Gedeihens? Und schließlich: Ist der Wandel hin zu einer zukunftsfähigen Schule und Gesellschaft nicht im Kern eine schöpferische Herausforderung – an uns alle?